Erfahrungsberichte

Erfahrungsbericht Soraya°

Wann und wie oft warst du in der Psychiatrie?
Zwischen 1995 und 2001 war ich dreimal im LKH Rankweil.

Wie lautete(n) deine Diagnose(n)?
Meine Diagnose lautete Manisch-Depressive Störung.

Was war dein schlimmstes Erlebnis?
Als ich nach 2 Tagen so langsam registrierte wo ich bin und was geschieht, bekam ich große Angst. Ich hatte furchtbare Nebenwirkungen der Medikamente. Ich konnte kaum noch sprechen, und zitterte am ganzen Körper. Ich bekam Panik, dass dies nun so bleiben würde. Schlimm war für mich auch der „Überwachungssaal“ auf der Station E1 im Landeskrankenhaus Rankweil.

Was war dein schönstes Erlebnis?
Wenn meine Kinder mich besuchten und mir versicherten, dass es ihnen einigermaßen gut gehe.

Was hat dir geholfen / gut getan?
Da ist mir ein Gespräch noch in Erinnerung. Ich fragte bei meinem 2. Aufenthalt einen Pfleger, ob ich hier immer wieder kommen müsste; was ein anderer Pfleger, der dazukam, dementierte. Er berichtete mir von Menschen, welche mit dieser Krankheit gelernt haben umzugehen und seit Jahren nicht mehr stationär waren. Diese Aussage hat mich die ganzen Jahre immer begleitet und mir Mut gemacht. Ich bin diesem Pfleger heute noch sehr, sehr dankbar für seine Aussage!

Was machst du persönlich aktiv für deine Gesundheit?
Ich glaube, dass ich in den vielen Jahren immer mehr gelernt habe, auf mich aufzupassen und auf meine „Warnsignale“ zu hören. Für mich ist wichtig, dass ich meinen Schlaf bekomme, dass ich, wenn Stress aufkommt, eins nach dem anderen erledigen kann und mich nicht in die Enge treiben lasse. Genauso wichtig ist, es mir Gutes zu tun, sei dies meine Hobbys zu pflegen, oder die Natur zu genießen, mich mit meinen Kindern und Freunden zu treffen. Kurzum Menschen und Dinge um mich zu haben, die mir wohltun.

Was möchtest du unseren Lesern mit auf den Weg geben?
„Psychische Erkrankung“ kann jeden Menschen treffen. Ich finde immer noch, dass Menschen mit psychischer Erkrankung stigmatisiert werden.

Für mich persönlich war es eine Chance, mich neu zu suchen und meine Daseinsberechtigung wieder neu zu finden.

Ich habe inzwischen wieder gelernt, mehr auf mich aufzupassen, meine Grenzen zu akzeptieren und meine Gefühle ernst zu nehmen.

Auf dem Arbeitsmarkt wäre meiner Meinung nach ein Umdenken notwendig. Ich wünsche uns allen ein Umfeld, in dem auch jener Mensch Platz hat, der für eine bestimmte Zeit nicht „produktiv“ sein kann und Hilfe braucht. Dass jedem Menschen mit Wertschätzung und Achtung begegnet wird, und er als einzigartige Persönlichkeit behandelt wird. 

°Name von ‹omnibus› geändert